So stresst du dich maximal im Urlaub (und wie es anders geht)
- Dr. Jamila Gerhart
- 5. Mai
- 5 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 7. Mai

Wie du im Urlaub garantiert gestresst bleibst
Um dich im Urlaub so richtig zu stressen, fang am besten schon mit der Hinreise an. Buche einen Flug oder Zug in den frühen Morgenstunden, definitiv vor 7 Uhr, damit du in der Nacht davor kaum schlafen kannst und den Urlaub bereits gerädert beginnst.
Nimm keinesfalls eine Direktverbindung, sondern steige so oft wie möglich um. Das hält dein System auf Trab und deinen Stresspegel stabil. Für Fortgeschrittene bietet sich an, die Umsteigezeiten so eng zu planen, dass immer die Chance besteht, den Anschluss zu verpassen.
Deine Unterkunft buchst du am besten, ohne dich vorher groß zu informieren. Ob die Bar nebenan bis morgens laute Musik spielt oder die Kakerlaken im Badezimmer Polonaise tanzen – diese Überraschungen machen das Urlaubsabenteuer erst so richtig spannend.
Reise stets in der Hauptsaison, und achte darauf, dass dein Zielort eine Touristenhochburg ist. So kannst du dich mit den Massen durch die Gassen schieben und am Strand mit deinen Handtuchnachbarn auf Tuchfühlung gehen, ohne Momente der Ruhe oder echte Einblicke in die Landeskultur zu riskieren.
Plane dein Tagesprogramm minutiös durch. Steh so früh wie möglich auf, und klappere mindestens drei Sehenswürdigkeiten am Tag ab. Kaufe die Eintrittskarten nicht im Voraus, sondern stell dich jedes Mal in die 100 Meter lange Schlange am Ticketschalter. Egal, wie heiß es ist, trage keine Mütze, und nimm dir nichts zu trinken mit. Kleine Kreislaufzusammenbrüche zwischendurch machen das Erlebnis erst authentisch.
Vergiss auch nicht, ständig erreichbar zu sein. Checke regelmäßig deine E-Mails, beantworte täglich Anfragen aus dem Büro, und poste jede Mahlzeit auf Instagram. Je öfter du aufs Handy schaust, desto besser!
Wenn du sichergehen willst, dass dein Stresslevel konstant bleibt, reise auf keinen Fall allein oder mit einer Person, mit der du dich gut verstehst. Am besten ist ein Gruppenurlaub mit sehr unterschiedlichen Charakteren, inklusive mindestens einer Person, die immer alles besser weiß, und einer, die sich nie entscheiden kann. Gruppendiskussionen darüber, wo gegessen wird und was ihr als Nächstes besichtigt, lassen deinen Blutdruck neue Höhen erklimmen und sorgen dafür, dass auch das letzte bisschen Entspannung zuverlässig im Keim erstickt wird. Bonuspunkte gibt’s, wenn du dabei versuchst, es allen recht zu machen.
Bei so einer Reise kannst du sicher sein, dass du garantiert nicht abschalten kannst und maximal gestresst in den Alltag zurückkehrst – also Win-Win. Oder?
Aber jetzt mal im Ernst: Genau so solltest du es nicht angehen, wenn dein Ziel ein stressfreier Urlaub ist. Deshalb habe ich 5 Tipps für dich, wie du deine nächste Reise entspannt gestaltest.
Anleitung für Gestresste: 5 Tipps für einen entspannten Urlaub
Wenn du keine Lust mehr hast, selbst im Urlaub durchgehend gestresst zu sein, ist der erste Schritt die bewusste Entscheidung, dich in dieser Zeit wirklich zu entspannen. Das bedeutet, alle potentiellen Stressquellen so weit wie möglich zu minimieren und deine Erholung an erste Stelle zu setzen. Wie das geht, erfährst du jetzt.
Tipp 1: Setze auf weniger touristische Reiseziele
Überfüllte Strände und Massentourismus in Städten solltest du konsequent von deiner Reiseliste streichen, wenn du dich im Urlaub erholen willst. Zwischen drängelnden Touri-Gruppen, langen Warteschlangen und Fließbandabfertigung im Restaurant kommt keine Entspannung auf.
Recherchiere stattdessen weniger bekannte Ziele, wo du nicht nur eine ruhige Atmosphäre genießen kannst, sondern auch ein authentischeres Bild von Land und Leuten bekommst.
Wenn du dennoch unbedingt ein Haupttouristenziel besuchen willst, reise in der Nebensaison, etwa im März oder im Oktober. In dieser Zeit ist es vielleicht nicht so sonnig, dafür aber sehr viel ruhiger als zur Sommerzeit.
Tipp 2: Buche eine entspannte Reiseroute
Anstatt dich nur auf den günstigsten Preis zu konzentrieren, achte bei der Buchung deiner An- und Abreise vor allem darauf, stressfrei in den Urlaub und wieder nach Hause zu kommen. Vielleicht kostet der spätere Flug 50 Euro mehr, dafür musst du nicht um 3 Uhr morgens zum Flughafen fahren und ersparst dir so Zeitdruck und Übermüdung.
Dasselbe gilt für die Reiseverbindung. Versuche möglichst, Direktverbindungen zu buchen oder zumindest so wenig wie möglich umzusteigen. Auch hier sind ein paar Euro mehr eine gute Investition.
Tipp 3: Erlaube dir, in den Tag hinein zu leben
Statt jeden Tag deines Urlaubs durchzutakten, probiere mal aus, dich einfach treiben zu lassen. Genau damit schaffst du einen Ausgleich zum Alltag, der voller Termine und Verpflichtungen ist. Gönne dir, den ganzen Tag nichts vorzuhaben. Schlafe aus, schlendere gemütlich durch die Straßen, oder setz dich mit einem Buch ins Café – ganz ohne Zeitdruck oder Pflichtprogramm.
Indem du Raum für Spontanität, Langsamkeit und Nichtstun schaffst, können Körper und Geist die Ruhe bekommen, die sie brauchen und verdienen.
Tipp 4: Übe dich in Digital Detox
Ständige Erreichbarkeit und stundenlange Handynutzung jeden Tag erhöhen unseren Stresslevel. Genau deshalb ist digitales Detox eine wirkungsvolle Methode für gezielten Stressabbau. Wie wäre es, wenn du den Urlaub dafür nutzt, dich bewusst vom Smartphone zu lösen und die Welt analog zu erleben?
Fang damit an, das Handy für ein paar Stunden im Hotel oder Airbnb zu lassen, wenn du rausgehst. Keine Angst, du kannst auch ohne Smartphone in der Welt da draußen überleben. Du musst nicht dutzende Restaurantbewertungen lesen, bevor du etwas zu Mittag isst. Und du brauchst Google Maps nicht, um dich in einer fremden Stadt zu bewegen. Menschen sind schon vor der Erfindung des Smartphones gereist – und zwar deutlich entspannter.
E-Mails von der Arbeit liest du im Urlaub am besten gar nicht – deshalb hast du ja Urlaub. Sollte das nicht möglich sein, einige dich mit deinem Arbeitgeber darauf, dass du einmal pro Woche für eine Stunde deine Mails liest und dringende Anfragen beantwortest.
Und auch Social Media dürfen im Urlaub mal Pause machen. Das ständige Scrollen auf Instagram & Co. kann nicht nur Stress auslösen, sondern hindert dich auch daran, ganz im Hier und Jetzt zu sein. Wenn du es nicht schaffst, komplett auf Social Media zu verzichten, setze dir eine feste Zeit am Tag, in der du Updates und Nachrichten liest, zum Beispiel abends für 15 Minuten. Schon bald wirst du merken, dass du viel entspannter bist, wenn du nicht ständig aufs Handy schaust.
Tipp 5: Wähle deine Reisebegleitung mit Bedacht
Ob Familie oder Freunde – nicht jeder Mensch, der einen Platz in deinem Leben hat, ist auch eine passende Reisebegleitung. Wenn du dich im nächsten Urlaub wirklich erholen willst, solltest du nur mit Menschen verreisen, mit denen du dich rundum wohl fühlst und die sich wie du entspannen wollen. Stressmacher und Dauernörgler lässt du besser zuhause.
Für eine harmonische Reise hilft es auch, im Vorfeld zu besprechen, welche Erwartungen ihr habt und wie viel Zeit jeder für sich braucht. Denn ein gemeinsamer Urlaub bedeutet nicht, dass man 24 Stunden am Tag zusammen sein muss. Eine kleine Auszeit zwischendurch, in der jeder mal alleine sein kann, sorgt für ein ausgeglichenes Verhältnis zwischen Gruppenaktivitäten und Me-Time.
Oder du gönnst dir mal eine Reise ganz alleine. Das gibt dir die Freiheit, wirklich auf deine Bedürfnisse zu hören und jeden Tag nur das zu tun, worauf du Lust hast.
Stressfreier Urlaub beginnt bei dir
Denk dran, du allein hast in der Hand, ob du deinen Urlaub für echte Erholung nutzt oder dich auch auf Reisen unter Stress setzt. Höre mal in dich hinein, und frage dich: Was würde dir wirklich gut tun? Welche Art von Reise würde sich entspannt anfühlen? Was würde dir helfen, deine Batterien aufzuladen und erholt zurück nach Hause zu kommen?
Wenn du jetzt merkst, dass du dir überhaupt nicht vorstellen kannst, mal nicht gestresst zu sein, dann ist das ein Zeichen, genauer hinzuschauen. Denn Dauerstress ist nicht normal, sondern deutet auf eine chronische Überlastung hin, die langfristig ernsthafte körperliche und psychische Folgen haben kann. Doch so weit muss es nicht kommen.
Wenn du das Gefühl hast, dass dein Stresslevel dauerhaft zu hoch ist und du kaum noch abschalten kannst, bist du damit nicht allein – und musst auch nicht allein damit umgehen. Als systemischer Coach und Trainerin für Stressmanagement unterstütze ich dich dabei, Stress nachhaltig abzubauen – im Alltag wie auch im Urlaub – und wieder mehr Leichtigkeit und Balance in dein Leben zu bringen.
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