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Warum Entspannung nicht auf den Urlaub warten darf

  • Autorenbild: Dr. Jamila Gerhart
    Dr. Jamila Gerhart
  • 9. Apr.
  • 3 Min. Lesezeit

Aktualisiert: 11. Apr.


Warum Entspannung nicht auf den Urlaub warten darf

Viele Menschen leben nur auf den nächsten Urlaub hin. Während sie ständig überarbeitet und gestresst sind, erhoffen sie sich von den ersehnten Urlaubstagen die Ruhe und Entspannung, die ihnen im Alltag fehlt. Doch geht diese Rechnung wirklich auf?


Werfen wir einen Blick auf die Zahlen: Das Jahr hat 52 Wochen. Eine angestellte Person in Deutschland hat bestenfalls 6 Wochen Urlaub im Jahr. Das entspricht etwa 12 Prozent der Zeit, was bedeutet, 88 Prozent des Jahres haben die meisten keinen Urlaub.


Wer also auf den Urlaub wartet, um sich vom Alltagsstress zu erholen, entscheidet damit, fast 90 Prozent des Jahres auf Erholung zu verzichten. Damit ist chronischer Stress vorprogrammiert.


Die Illusion vom erlösenden Urlaub


Damit der Alltagsstress nicht überhandnimmt, braucht ein Mensch regelmäßige Entspannung und Erholung. Nur so hat der Körper die Chance, Stresshormone und -symptome abzubauen. Und auch der Kopf und die Seele brauchen Auszeiten, um im Gleichgewicht zu bleiben.


Wer sich diese Auszeiten nicht nimmt, gewöhnt Körper und Geist an Dauerstress, wodurch die Fähigkeit zur Entspannung abnimmt. Dies führt dazu, dass viele Menschen auch im Urlaub nicht mehr richtig abschalten können. Wenn sich der Körper erst einmal an den Zustand permanenter Anspannung gewöhnt hat, treten häufig auch an freien Tagen Symptome wie Müdigkeit, Gereiztheit, Kopfschmerzen, Nackenverspannungen oder Schlafprobleme auf, weil sich echte Entspannung nicht mehr einstellt.


Die Vorstellung, alle paar Monate in wenigen Wochen Urlaub auf Knopfdruck die nötige Erholung zu finden, ist daher eine Illusion – und eine gefährliche noch dazu.


Warum regelmäßige Erholung essenziell ist


Für ein gesundes und zufriedenes Leben ist regelmäßige Erholung unverzichtbar. Wer glaubt, hierfür im Alltag keine Zeit zu haben, läuft Gefahr, sich in einer Stressspirale zu verlieren – oft mit ernsten gesundheitlichen Folgen. Chronischer Stress kann sich auf vielen Ebenen manifestieren und steigert unter anderem das Risiko für Bluthochdruck, Diabetes, Erkrankungen des Verdauungssystems, Tinnitus und Herzinfarkt. Darüber hinaus kann Dauerstress Depressionen begünstigen und zum Burnout führen.


Genau deshalb ist es wichtig, den eigenen Stressabbau nicht auf wenige Wochen im Jahr zu verschieben, sondern im Alltag gezielt für Entlastung zu sorgen.


Stress als Entscheidung


Ein weit verbreitetes Missverständnis ist, Stress sei unausweichlich. Viele Menschen, die im Dauerstress leben, glauben, äußere Umstände seien für ihr Stresslevel verantwortlich. Ihren eigenen Anteil daran sehen sie nicht.


Doch in Wahrheit ist chronischer Stress das Ergebnis vieler kleiner Entscheidungen und Gewohnheiten, die den Betroffenen meist nicht bewusst sind. Wie viele Aufgaben wir uns auferlegen, welche Ansprüche wir an uns selbst stellen, welche Grenzen wir (nicht) setzen – all das liegt in unserer Hand. Und genau hier liegt der Schlüssel zur Stressbewältigung.


Raus aus der Stressspirale – mit gezieltem Stressmanagement


Der erste Schritt, um aus dem Dauerstress auszusteigen, ist, den eigenen Anteil an ihm zu erkennen. Deshalb beginnt gezieltes Stressmanagement damit, bei den Betroffenen ein Bewusstsein dafür zu fördern, wie ihre eigenen Einstellungen und Verhaltensmuster ihr Stresslevel beeinflussen. Erst mit dieser Erkenntnis können stressauslösende Gewohnheiten Schritt für Schritt verändert und durch neue, gesündere Denk- und Verhaltensweisen ersetzt werden.


Stressmanagement bedeutet auch, Raum für die eigenen Grenzen und Bedürfnisse zu schaffen –nicht nur im Urlaub, sondern jeden Tag. Dazu gehört, Belastungen zu reduzieren und regelmäßig Zeit für Erholung einzuplanen – ohne schlechtes Gewissen.


Durch kleine, machbare Veränderungen kann Stress langfristig abgebaut und eine Steigerung der Stressresistenz erreicht werden. Gleichzeitig wird die Fähigkeit zur Entspannung im Alltag wiedererlernt. Dies ist die Basis für mehr Balance und Lebensqualität.


Der beste Zeitpunkt, um anzufangen, ist… immer jetzt!


Ein Leben, das nur auf den nächsten Urlaub ausgerichtet ist, ist weder realistisch noch nachhaltig. Nur wer lernt, regelmäßig Erholungsphasen einzubauen, kann Stress systematisch reduzieren. Und erst dann ist der Urlaub keine Flucht mehr vor dem Alltag.


Alles, was es braucht, um aus der Stressspirale auszusteigen, ist, den ersten Schritt zu gehen.




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